Medizinische Bedürfnisse in den Fokus stellen

Die TK hat Vorschläge für eine patientenorientierte Versorgungsreform entwickelt.

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Deutschland verzeichnet neue Rekorde bei den Gesundheitsausgaben. 441 Milliarden Euro flossen 2020 für Kliniken, Praxen, Medikamente und Co. Doch leider werden die Mittel oft nicht so eingesetzt, dass Patientinnen und Patienten den besten Nutzen daraus ziehen. Mit „Besser versorgt 2025“ hat die TK Vorschläge für eine Reform entwickelt.

Ein Blick in die Statistik zeigt die aktuellen Defizite in der medizinischen Versorgung: Deutschland hat ein gutes Netz aus hoch spezialisierten Krebszentren, dennoch wurde 2019 bei 56 Prozent der Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs dieses Know-how nicht genutzt. Über alle Krebsarten hinweg wurden 55 Prozent der Betroffenen außerhalb dieser Zentren behandelt.

Mehr Spezialisierung nötig

Ganz klare Qualitätsmängel zeigen sich auch bei der Versorgung von Herzinfarkten. So wurden 9,5 Prozent der Betroffenen 2018 in Kliniken versorgt, die nicht über einen Linksherzkatheter und mindestens über die Erfahrung aus zehn Eingriffen einer perkutanen koronaren Intervention (PCI) im Jahr verfügten. Bei der Behandlung werden mit einem Katheter und einem kleinen Ballon verschlossene Herzkranzgefäße wieder eröffnet oder verengte Herzkranzgefäße geweitet. 16,6 Prozent der Schlaganfälle wurden 2018 in Kliniken behandelt, die keine sogenannte Stroke-Unit und die Erfahrung aus zehn neurologischen Komplexbehandlungen im Jahr aufwiesen.

Der TK-Vorstandsvorsitzende Dr. Jens Baas sagt: „Bisher bestimmen viel zu oft finanzielle Anreize sowie die örtlichen Angebotsstrukturen und nicht die medizinischen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten, wo und wie die Versicherten behandelt werden. Wir brauchen mehr Spezialisierung, mehr ambulante Behandlungen und die Qualität muss eine zentrale Rolle spielen. Das muss sich sowohl in der Bedarfsplanung als auch in den finanziellen Anreizen widerspiegeln.“

Mehr Qualität, weniger unnötige Operationen

Aus Sicht der TK sind die 2003 eingeführten Pauschalen für vergleichbare Krankenhauseingriffe, die sogenannten Fallpauschalen, nach wie vor die beste Basis für eine zeitgemäße Krankenhausfinanzierung. Sie sind auch international das zentrale Element für die Klinikfinanzierung und schaffen Transparenz. Sie sollten allerdings durch zusätzliche Entgelte, die die Vorhaltekosten decken und gezielte Qualitätsanreize setzen, ergänzt werden.

 

Durch die neuen Elemente können die Kliniken präziser finanziert werden. Beispiel Vorhaltekosten: Sie zielen unter anderem auf selten verwendete, aber für die Versorgung notwendige Großgeräte, die unabhängig von der Zahl der behandelten Patientinnen und Patienten finanziert werden. Qualitätszuschläge sollen zusätzlich jene Krankenhäuser belohnen, die überdurchschnittliche Qualitätsergebnisse erzielen und in denen besonders innovative Versorgungskonzepte die Behandlung optimieren.

Lücken durch sektorenübergreifende Zentren ausgleichen

Mit sogenannten Regionalen Gesundheitszentren (RGZ) will die TK dem Landarztmangel und der oft fehlenden Auslastung von Kliniken in unterversorgten Regionen entgegenwirken. Die RGZ sollen sektorenübergreifend Gesundheitsangebote machen, die sonst vor Ort fehlen würden. Die vollständige Positionierung der TK gibt es unter tk.de/besserversorgt

9,5 %

der Herzinfarkt-Patientinnen und -Patienten wurden 2018 in Kliniken versorgt, die nicht über einen Linksherzkatheter und die Erfahrung aus zehn perkutanen koronaren Interventionen verfügten.

 

16,6 %

der Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten wurden 2018 in Kliniken versorgt, die nicht über eine Stroke-Unit und die Erfahrung aus zehn neurologischen Komplexbehandlungen verfügten.

 

Viele Krebspatientinnen und -patienten werden außerhalb zertifizierter Zentren behandelt.

Darmkrebs
56
Brustkrebs
20
Alle Krebsarten
55

alle Angaben in Prozent

„Das DRG-System ist eine gute Grundlage für Transparenz, hat aber auch Schwächen. Es muss weiterentwickelt werden und Vorhaltekosten berücksichtigen sowie um eine Qualitätskomponente ergänzt werden, um gute und sinnvolle Versorgungsstrukturen zu fördern.“

Dr. Jens Baas, Vorsitzender des Vorstands der TK