„Die Pandemie war ein Booster für die Digitalisierung“

Thomas Ballast im Interview über digitale Lösungen in der Gesundheitsversorgung.

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Ob Coaches, Apps oder Laborwertchecker – digitale Lösungen spielen in der Gesundheitsversorgung eine immer größere Rolle. Ein Interview mit Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK, über ihre Bedeutung in Zeiten der Pandemie und dazu, worauf es in Zukunft ankommt.

Thomas Ballast

Thomas Ballast ist stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der TK. Der Diplom-Volkswirt ist für die Unternehmensbereiche Service und Kanäle, Service und Business Management, Versorgungsinnovation sowie Versorgungssteuerung verantwortlich.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Digitalisierung mit Blick auf die Pandemie?

Thomas Ballast Die Pandemie hat die Entwicklung massiv beschleunigt, sie war ein echter Booster für die Digitalisierung. Durch die Coronagefahr ist der Bedarf für Kontaktvermeidung erheblich gestiegen. Wurden im zweiten Halbjahr 2019 gerade 297 Mal TK-Versicherte per Videotelefonie behandelt, haben die Ärztinnen und Ärzte 2020 in der ersten Jahreshälfte schon 348.000 Mal die Videotechnik genutzt. Und im ersten Halbjahr 2021 waren es schon mehr als 580.000 Videobehandlungen. Ich hoffe, dass wir davon möglichst viel erhalten können.

Der Blick in die Zukunft ist in Pandemiezeiten besonders schwierig: Was glauben Sie, wie es mit der digitalen Entwicklung weitergeht?

Ballast Zum einen wissen wir nicht, wie sich die Coronalage beim Auftreten der nächsten Variante darstellt. Zum anderen haben unsere Versicherten die digitalen Angebote sowohl in Bezug auf den Service als auch auf die Qualität der Versorgung schätzen gelernt. Die Digitalisierung ist nicht mehr wegzudenken. Die unkomplizierte Überprüfung von Hautveränderungen – etwa bei unserem Angebot TK-Hautcheck – ohne lange Anfahrtszeiten und ohne Rücksicht auf die Öffnungszeiten der Arztpraxen haben unsere Versicherten sehr lieb gewonnen. Auch die VR-Psychotherapie Invirto bietet bei Angststörungen große Vorteile, weil die Betroffenen eine hochwertige Therapie ohne lange Wartezeiten nutzen können. Die Digitalisierung wird unabhängig von der Pandemie weitergehen.

„Wir haben mit unseren Projekten die Digitalisierung vorangetrieben. Den Kurs verfolgen wir weiter."

Thomas Ballast, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der TK

Auf welches Digitalprodukt der TK sind Sie besonders stolz?

Ballast Neben unserer elektronischen Patientenakte TK-Safe haben wir vor allem mit zwei Projekten die Digitalisierung der gesamten gesetzlichen Krankenversicherung vorangetrieben. Bei der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) haben wir gezeigt, wie der gesamte Prozess einer Krankmeldung auch ohne Papier möglich ist. Ich freue mich, dass der Gesetzgeber das inzwischen aufgegriffen hat und dass dieser Prozess demnächst für alle Kassen zum Standard wird. Ähnliches gilt für das elektronische Rezept (E-Rezept), bei dem wir die Vorreiter waren. Die eAU und das E-Rezept konnten wir bei unserem Angebot der OnlineSprechstunde zusammenführen und unseren Versicherten eine komplett digitale Versorgung inklusive Video-Fernbehandlung anbieten.

Wie geht es in Sachen Digitalisierung bei der TK jetzt weiter?

Ballast Zum einen wollen wir unsere eigenen Prozesse noch weiter digitalisieren. Außerdem wollen wir die Kommunikation mit unseren Kundinnen und Kunden so onlinefähig wie möglich machen. Und drittens wollen wir die Digitalisierung in den Arztpraxen und Krankenhäusern weiter voranbringen. Je besser wir diese drei Bereiche fließend miteinander vernetzen, desto besser ist das für alle.