Daten als Chance für eine bessere Versorgung

Vernetzte Gesundheitsdaten können zukünftig die Versorgung unterstützen und damit enorm verbessern. Sie bieten das Potenzial, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und damit rechtzeitig zu behandeln.

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In der vergangenen Legislaturperiode ist ordentlich Tempo in die Digitalisierung des Gesundheitswesens gekommen: Die elektronische Patientenakte (ePA) ist gestartet, die Grundlagen der Telematikinfrastruktur wurden weiterentwickelt, und digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) sind in der Praxis angekommen. Aber nichtsdestotrotz bleibt viel zu tun. Es gilt, aus der Verknüpfung der digitalen Tools das Beste für die Patientinnen und Patienten herauszuholen. Die Voraussetzungen müssen dafür geschaffen werden, dass Krankenkassen die Chancen der datenbasierten Unterstützung der Versorgung endlich nutzen können.

Krankheiten frühzeitig erkennen

Ein Ziel dieser datenbasierten Unterstützung ist, digitale Infrastruktur wie die elektronische Patientenakte und das elektronische Rezept (E-Rezept) mit digitalen Gesundheitsangeboten zu verbinden, sodass eine neue Qualität in der Versorgung erreicht wird. Der Mehrwert entsteht vor allem für Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen, von denen rund die Hälfte der Menschen in Deutschland betroffen ist.

Am Beispiel chronischer Herzerkrankungen werden die Vorteile deutlich: Lebensstilgewohnheiten sind für den Verlauf von Herzerkrankungen oft ausschlaggebend. Deshalb erstellt der TK-Gesundheitscoach auf Basis von Gesundheitsdaten personalisierte Ernährungs- und Bewegungsprogramme.

Mehrwert für Patientinnen und Patienten

Weiterhin ist es schon heute per biometrischem Monitoring möglich, kritische Vitalparameter zu überwachen, wie etwa das Körpergewicht, das auf Wassereinlagerungen hindeuten kann. Und Patientendaten werden im Rahmen von Disease-Management-Programmen regelmäßig und strukturiert erfasst und in elektronischen Patientenakten wie TK-Safe gespeichert. All dies kann in Zukunft zusammen mit den Abrechnungsdaten der Krankenkassen die analytische Grundlage für die Früherkennung von Krankheiten und für rechtzeitige medizinische Behandlungen bieten.

Das klingt nach Zukunftsmusik? Diese Art der datenbasierten Unterstützung der Versorgung ist rein technisch bereits heute möglich. Neben Krankenkassen arbeiten auch Tech-Unternehmen, europäische Plattformanbieter und Klinikketten an der Zusammenführung der dafür notwendigen Daten. Interessenkonflikte sind dabei vorprogrammiert.

Als selbstverwaltete und nicht gewinnorientierte Körperschaften können Krankenkassen die Interessen ihrer Versicherten am besten vertreten. Dafür notwendig ist jedoch ein erweiterter gesellschaftlicher Auftrag der gesetzlichen Krankenversicherung als Plattform für die datenbasierte Unterstützung der Versorgung. Krankenkassen brauchen eine Grundlage dafür, um die Krankheits- und Gesundheitsdaten ihrer Versicherten auf aggregierter Basis auswerten, mithilfe von Versorgungspfaden analysieren und ihre Angebote personalisieren zu dürfen – natürlich unter der Voraussetzung der Zustimmung der Versicherten: zum Beispiel, um eine Herzerkrankung frühzeitig erkennen und behandeln zu können.

Und aus Sicht der TK sollte der Gesetzgeber noch einen Schritt weitergehen, denn eine kluge Nutzung der ohnehin vorhandenen Daten in der gesetzlichen Krankenversicherung bietet große Chancen für die Gesundheit aller: Ihre Gesundheitsdaten sollte die Versichertengemeinschaft in anonymisierter Form solidarisch, über die aktuellen Regelungen zur Datenspende hinaus, teilen, damit die gesetzliche Krankenversicherung insgesamt von den Erkenntnissen profitieren kann. Denn die datenbasierte Unterstützung der Versorgung wird nur dann funktionieren, wenn viele Versicherte mit ihren Daten – natürlich auf anonymisierter Basis – gemeinsam die beste Versorgung für alle ermöglichen. Im Interesse der Versichertengemeinschaft und zum Schutz der Privatsphäre der und des Einzelnen bietet die gesetzliche Krankenversicherung dafür den geeigneten Rahmen.

Digitalisierung im Gesundheitswesen: Die Nutzerzahlen digitaler Angebote im Gesundheitswesen sind während der Corona-Pandemie deutlich gestiegen.